Schwitzen
Man kühlt auch leichter
Schwitzen ist sinnvoll und notwendig. Der Mensch besitzt etwa zwei bis vier Millionen Schweißdrüsen. Besonders dicht besiedelt sind die Fußsohlen und Handinnenflächen, die Achselhöhlen und die Stirn. Im Sommer, beim Sport, in der Sauna würde ohne der emsigen Tätigkeit unserer Schweißdrüsen die Körpertemperatur steigen und zu einer lebensbedrohlichen Überhitzung führen.
Aber auch bei normalen Temperaturen kann die Aktivität dieser sog. ekkrinen Schweißdrüsen zunehmen. Dunkle Flecken am Hemd, wenn man ein Referat halten muss, verräterische Zeichen am T-Shirt beim ersehnten Date entwickeln sich oft dann, wenn man gerade besonders selbstbewusst und cool erscheinen will. Dieses emotionale Schwitzen ist auch noch ein normaler Vorgang, der zwar bei jungen Menschen gehäuft auftritt, aber auch Menschen im gesetzteren Alter ärgern kann.
Was einem aber richtig die Laune verdirbt, ist, wenn das Wasser aus allen Poren tritt in ganz alltäglichen, eigentlich gar nicht belastenden, Situationen oder sogar in Ruhe. Diesen Vorgang des übermäßigen Schwitzens bezeichnet man Hyperhidrose.
Die generalisierte Hyperhidrose betrifft die gesamte Hautoberfläche und hat meistens eine krankhafte Ursache wie z.B. hormonell, durch Medikamente, als Symptom einer Zuckerkrankheit, bei Infekten oder auch bei Übergewicht.
Bei der lokalen, d.h. örtlich begrenzten, Hyperhidrose findet man dagegen meistens keine fassbare Ursache, sie wird als essentiell, d.h. als ein eigenständiges Symptom aufgefasst.
Die Behandlung der generalisierten Hyperhidrose beginnt mit der Suche nach einer möglichen auslösenden Erkrankung.
Die junge Menschen wesentlich häufiger betreffende örtlich begrenzte übermäßige Schweißneigung kann dagegen nicht ursächlich, aber symptomatisch behandelt werden.
Dabei kann der Arzt auf verschiedene Möglichkeiten zurückgreifen, wenn die handelsüblichen Deos nicht helfen.
Die einfachste und zugleich nebenwirkungsärmste Behandlung kann die Einnahme von salbeihaltigen Tees oder auch Tabletten sein. Oft reicht dieses jedoch nicht aus.
Dann kann das Auftragen von gerbstoffhaltigen Lösungen oder Cremes helfen, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. Stärker wirksam ist eine spezielle Tinktur oder ein Gel, welche vom Hautarzt verordnet wird. Sie enthält Aluminiumhydroxid in einer Konzentration von 10 – 30 % und wird abends auf die saubere, trockene Haut der betroffenen Stellen aufgetragen. Die Anwendungshäufigkeit und -dauer muss vom behandelnden Arzt festgelegt werden. Diese Art von Lokaltherapie hat meistens eine gute Wirksamkeit, so dass sie nach einigen Wochen auf nur noch wenige Anwendungen beschränkt werden kann. Manchmal kann es allerdings zu einer gereizten Haut kommen, was dann zu einem Absetzen der Behandlung zwingt.
Bei der sogenannten Leitungswasseriontophorese werden Hände und Füße in mit Wasser gefüllte Wannen gestellt oder unter die Achselhöhlen befeuchtete Schwammtaschen geklemmt und ein schwacher Pulsstrom oder Gleichstrom eingeschaltet. Das hört sich gefährlich an, ist es aber nicht – man spürt nur ein leichtes Kribbeln. Die Behandlung muss mehrmals wöchentlich und oft über einen längeren Zeitraum – beim Arzt oder zu Hause – durchgeführt werden. Die Leitungswasseriontophorese wird derzeit nicht in meiner Praxis angeboten. Ich informiere Sie gern über die sich Ihnen bietenden Möglichkeiten.
Eine der wirksamsten Methoden ist die Behandlung mit Botulinumtoxin. Dabei wird die Substanz in kleinen Abständen direkt unter die Haut gespritzt und entfaltet ihre Wirkung innerhalb weniger Tage. Die Behandlung ist natürlich unangenehm, besonders an den Handinnenflächen und an den Fußsohlen, aber in Anbetracht der zu erwartenden Wirkung lohnt es sich, die Zähne kräftig zusammenzubeißen und die Sitzung – meistens noch ziemlich schwitzend – zu überstehen. Die Behandlung in den Achselhöhlen ist deutlich weniger unangenehm und sehr effektiv. Die Wirkung hält anfangs 4-6 Monate, bei wiederholten Behandlungen bis zu einem Jahr an. Viele Models nutzen diese Möglichkeit, um die teure Kleidung nicht zu ruinieren. Im allgemeinen wird die Behandlung jedoch durch die größte Nebenwirkung, nämlich dem Preis, limitiert, da die Krankenkasse die Kosten nur in Ausnahmefällen übernehmen kann.
Zur Behandlung der Hyperhidrose können auch bestimmte Tabletten eingesetzt werden. Über den Nutzen und mögliche Nebenwirkungen sollte man sich natürlich gut informieren, da die Wirkstoffe einen Effekt nur für die Dauer der Anwendung ausüben.
Operative Methoden (transkutane Saugcurettage; Sympathektomie) können in hartnäckigen Fällen eingesetzt werden, wenn andere Behandlungen zu keinem Erfolg geführt haben.
2015 Ildiko Janossy